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Tagung 2008


Jahrestagung "25 Jahre Arbeitskreis Druck- und Mediengeschichte IADM e.V." statt:

„Wertdruck seit den Anfängen: technische Probleme und elektronische Perspektiven“.

Termin: 13.November bis 15.November 2008
Ort: Museum für Druckkunst, Leipzig

Das Jubiläum wurde mit einem Festakt und der Herausgabe einer Festschrift „Druckgeschichte 2.0“ im Museum für Druckkunst am 14. November 2008 begangen

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Druckgeschichte 2.0
Beiträge zur Druckgeschichte

Herausgegeben von Harry Neß für den Internationalen Arbeitskreis Druck- und Mediengeschichte und Roger Münch für das Deutsche Zeitungsmuseum
Band 5 (2008)

Preis: 24,90 Euro

zu beziehen über: Deutsches Zeitungsmuseum, Dr. Roger Münch, muench@deutsches-zeitungsmuseum.de




Den ersten Festvortrag hielt dabei der Vorsitzende des IADM, Dr. Harry Neß, zum Thema: „Aus dem Rückblick die Zukunft gestalten“.

Dr. Neß bezeichnete einleitend den IADM als den Brückenbauer zwischen druckhistorischer Forschung, der Forschung anderer Disziplinen und der Praxis gegenwärtiger Produktionsbedingungen in einer globalisierten Branche, der Druck- und Medienindustrie. Der IADM wurde 1983 als Internationaler Arbeitskreis Druckgeschichte (IAD) in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel gegründet und ist seit September 2003 im Vereinsregister der Stadt Leipzig als Internationaler Arbeitskreis Druck- und Mediengeschichte e.V. (IADM) eingetragen. Der Ehrenvorsitzende, Dr. Claus W. Gerhard, versammelte damals eine Gruppe von Buch- und Druckhistorikern aus neun Ländern an diesem Ort, um aus einer Bestandsaufnahme der druckgeschichtlichen Forschung in Europa heraus die Fortführung in einem Internationalen Arbeitskreis zu beschließen. In der Festschrift wurde eine Chronik der 25-jährigen Geschichte des IADM von Silvia Werfel niedergeschrieben.

Um den Zusatz „Mediengeschichte“ nicht nur als Worthülse stehen zu lassen, wurde 2007 in Berlin eine Standortbestimmung unter der Überschrift „Druckgeschichte als Teil der Kommunikations- und Mediengeschichte“ durchgeführt. Nach Krotz, Hepp und Winter können die Theorien der Kommunikations- und Mediengeschichte unter vier grundlegenden Arten beleuchtet werden, unter deren Funktionen sich die Arbeit des IADM verorten lässt: Medien-kulturalistische Theorien Medien-materialistische TheorienSozial-kulturalistische Theorien Sozial-materialistische Theorien.
Mehrere Aufgaben sind in den nächsten Jahren – aus dieser Systematik abgeleitet – weiter zu bearbeiten: Es wird darum gehen müssen, weiterhin dazu beizutragen, dass aus dem Rückblick Zukunft gestaltbar bleibt, d. h. den Druckgeschichtsbegriff in der Erweiterung um Medientechnik noch stärker mit den Forschungsergebnissen der Buch-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zu konfrontieren. Darüber hinaus sind Anstrengungen zu unternehmen, wie der gelernte Umgang mit Technik, also die über Generationen hinweg erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten in Berufen erhalten sowie museumsdidaktisch an die nächste Generation weiter vermittelt werden können.

Als Aufgabenspektrum für den IADM führte Dr. Neß folgende Felder an, die einer Bearbeitung bedürfen:
- Die Forschungsaufgaben
- Die Bewahrung von Quellen und Archiven
- Die Unterstützung bei der Präsentation technischer und sozialer Artefakte
- Den Erhalt mündlicher und haptischer ÜberlieferungenDie Verbreitung drucktechnischen Wissens.

Mit diesen fünf unterschiedlichen Arbeitsansätzen sei der IADM auf einem guten Wege, aber noch lange nicht am Ende, schloss Dr. Neß seine Ausführungen.

Vortrag von Dr. Harry Neß als Word-Datei zum Download [317 KB]

Den zweiten Festvortrag hielt Dr. Thomas Keiderling von der Universität Leipzig zum Thema: „Innovations- und Biografieforschung zum Buchdruck und zum Buchhandel: Der Ansatz der Oral History“.

Dr. Keiderling stellte dazu ein Projekt vor, das den Titel „Leipzig 1896“ trägt und nach 100 Jahren (1996) herausfinden sollte, was inzwischen passiert war. Es stellte sich dabei zunächst die Frage, welcher Quellen man sich dabei bedienen kann. Archivquellen zeigen meist nur einen „Schönwetterbericht“, der mitunter verfälscht sein kann. Die Geschichte nimmt dabei eine einseitige, nur positive Richtung. Interessant ist jedoch, ob es Spannungen und Probleme gab, die vor der Entscheidungsfindung überwunden werden mussten. Hier setzt die Oral History mit ihren Interviewtechniken an. Es gilt dabei Zeitzeugen mit neuartigen Fragestellungen zu konfrontieren und danach neue Beurteilungsperspektiven zu benutzen.

Erschwerend kommt heute hinzu, dass vieles im Geschäftsleben nur mündlich abläuft und E-Mail nach Computer-Abstürzen verloren gehen. Durch mündliche Befragungen lassen sich diese verlorenen Schätze erneut bergen. Man verwendet dabei verschiedene Strategien. Bei dem Projekt „Leipzig 1896“ wurden 60 Interviews von je 2 - 2 ½ Stunden Dauer angesetzt und die Methode der teilstrukturierten Interviews benutzt. Die Interviews sollten auch offen gehalten werden für spätere Korrekturen. Es entstand so ein Schneeball-Effekt. Ebenso sollte eine Vergleichbarkeit erzielt werden. Bezugspunkt war Leipzig, doch hat man auch Personen befragt, die Leipzig verlassen hatten. Es wurden nicht nur Chefs interviewt, sondern auch Helfer, um verschiedene Perspektiven bei den Fragestellungen einzuschließen.

Bei den Methoden der Befragungen ist es sehr wichtig, zunächst ein Vertrauensverhältnis zwischen Frager und Befragtem aufzubauen, so zu sagen das Interview beim Befragenten zuhause auf der Couch durchzuführen. Den Einstieg findet man oft mit einen geografischen Ansatz: „Wie kamen Sie zu dem Betrieb?“. Es soll auch immer nur ein Zeitzeuge von max. zwei Interviewern befragt werden. Der zweite ist notwendig, um Lücken aufzuspüren, die mit Zusatzfragen gefüllt werden, und den Kassettenwechsel bei der Aufzeichnung durchzuführen. Die 30 Interviewer (Studenten) erbrachten 1200 Seiten Aufzeichnungsmaterial. Dazu kamen noch viele Original-Dokumente, die danach dem Stadtarchiv übergeben wurden.

Ein Lehrfilm, der in einer Druckerei 1938 aufgenommen wurde und den Dr. Keiderling den Tagungsteilnehmern vorführte, brachte zusätzliche Fragestellungen. Mit der Hoffnung, den Zuhörern mit der Vorführung dieses Projektes eine Anregung zu eigenen Projekten gegeben zu haben, schloss Dr. Keiderling seinen Festvortrag. Mehr darüber ist unter www.zeitzeugenprojekt.de zu erfahren.


Den dritten Festvortrag hielt Bernhard Niemela, Chefredakteur der Fachzeitschrift „Deutscher Drucker“ zum Thema „Historische Verantwortung einer Fachzeitschrift: fortgesetzte Chronologie technischer Veränderungen“.

Bernhard Niemela sagte, dass „historische Verantwortung“ ein großes Wort sei, das er eigentlich lieber durch Rechenschaftspflicht ersetzt sehen möchte. Durch ihre herausgehobene Informationsfunktion tragen Druckfachzeitschriften gegenüber ihren Lesern, ihren Werbekunden und somit der ganzen Druckbranche eine große Verantwortung. Es liegt in der Natur der Sache, dass es zu den Kernaufgaben eines Fachmediums gehört, die gesellschaftlichen, technischen und marktspezifischen Entwicklungen aufzuspüren, sie zu werten und an ihre Leser weiterzugeben.

Danach ließ Herr Niemela die ganze Zeitspanne der technischen Innovation von Friedrich Koenigs Schnellpresse 1812 bis Georg Meisenbach 1881 Revue passieren, um daraus zu schließen, dass die Zeit 1894 reif war für eine Fachzeitschrift. Die Fachzeitschrift „Deutscher Drucker“ wurde zunächst als „Deutscher Buch- und Steindrucker“ gegründet. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Aufwärtsentwicklung der Branche und damit auch der Fachzeitschrift, doch die Innovationen setzten sich umso heftiger danach fort. Im Oktober 1926 erfolgte die Umbenennung in „Deutscher Drucker“. Während des Zweiten Weltkrieges wurde im Sommer 1943 der „Deutsche Drucker“ mit zwei weiteren Zeitschriften zum „Deutschen Buchgewerbe“ zwangsvereinigt. Ein Jahr später wurde auch diese Zeitschrift von den Nationalsozialisten eingestellt.

Nach Kriegsende wagte der Verleger Ernst Boehme 1952 in Berlin einen neuen Start des „Deutschen Drucker“. Doch offensichtlich war dieser Neuanfang mit großen Schwierigkeiten verbunden, denn 1954 musste er bereits wieder eingestellt werden. Zehn Jahre später im Jahre 1964 wurde er mit besseren Startbedingungen wiederbelebt. Der Verleger Kurt Kohlhammer kaufte den traditionsreichen Titel „Deutscher Drucker“ von den Erben Boehmes und versah ihn mit einem neuen Zeitschriftenkonzept: die Aktualität der gelben Umschlagsseiten wurde geboren. Dieses Konzept ist bis heute das Grundkonzept des „DD“: der Abonnent erhält zwei Produkte: die aktuellen gelben Seiten und im Kern eine Fachzeitschrift auf weißem Papier.

Als langjähriger Marktführer unter den deutschsprachigen Druckfachmagazinen hat „DD“ die Weiterentwicklung und Professionalisierung der Druckbranche durch seine Informationsleistung und durch die hohe Akzeptanz im Markt maßgeblich befördert. „DD“ verzeichnet heute deutlich mehr zahlende Abonnenten als alle Wettbewerber (8000 gegenüber 2500). Diese publizistische Verantwortung kann aber eine Zeitschrift nur dann nachkommen, wenn sie wirtschaftlich gesund ist. Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigt der anhaltende Konsolidierungsprozess im Bereich Druckfachzeitschriften. Einst klangvolle Namen wie „Polygraph“ und „OP-Magazin“ sind inzwischen vom Markt verschwunden. Schließlich darf auch nicht übersehen werden, dass Fachzeitschriften in der Informationsvermittlung ihr Monopol verloren habe. Gedruckte Corporate-Publishing-Produkte, aber auch die wachsende Zahl digitaler Medien werden in steigendem Maß genutzt.

Abschließen fasst Herr Niemela zusammen, dass die 144-jährige Geschichte des Fachmagazins „Deutscher Drucker“ deutlich mache, wie eng Fachpublikationen mit der gesellschaftlichen, politischen und technologischen Entwicklung verwoben sind. Dabei komme den Fachzeitschriften die verantwortungsvolle Funktion zu, relevante von unrelevanten Informationen zu trennen. Der Informationsbedarf der Rezipienten gehe heute mehr und mehr über den technischen Bereich hinaus. Zusammenfassend lasse sich sagen, dass die Verantwortung eines Fachmediums in der Druckbranche deutlich gestiegen ist – eine spannende und gleichermaßen schöne Aufgabe.


GRUSSWORT
Claus W. Gerhardt

Prolog
Herzlich willkommen sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde beiderlei Geschlechts! Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? Mit dieser Rede eröffnete Friedrich Schiller seine erste historische Vorlesung in Jena im Mai 1789. Was heißt und zu welchem Ende studiert man Druckgeschichte? Im Gedenken an diese Rede beschloss ich – innerlich – meine Vorlesungstätigkeit am Institut für Buchwissenschaft in Mainz im Wintersemester 1991/92. (1)

Die Anfänge
Vor einhundert Jahren wurde Hans Widmann am 28. März 1908 geboren. Vor vierzig Jahren, zum Wintersemester 1968/69, übernahm er den Lehrstuhl für Buch-, Schrift- und Druckwesen und führte ihn bis zu seinem Tod am 19. Dezember 1975. Die Bibliographie seiner Schriften zum Buch- und Bibliothekswesen weist bis 1972 186 Nummern auf, (2) bis 1975 weitere 12 Nummern. Die Zusammenarbeit von Widmann mit mir ist zu den Grundlagen unseres Arbeitskreises zu zählen. Zum einen war er mein Doktorvater bis Ende Wintersemester 1969/70 und führte zur Dissertation »Die Anfänge des Prägedrucks« (3) Zum anderen errichtete er den Lehrauftrag »Drucktechnik in Geschichte und Gegenwart« ab Wintersemester 1970/71 (später: »Buchwesen unter technikgeschichtlichem Aspekt«). (4)
Die bisweilen geäußerte Ansicht, die Technikgeschichte des Buchwesens sei besser im einschlägigen Fachbereich einer technischen Hochschule untergebracht, hat Widmann wiederholt zurückgewiesen. Geisteswissenschaftlicher und technikgeschichtlicher Aspekt des Buchwesens können zwar getrennt gesehen werden, müssen jedoch in engster Verbindung bearbeitet werden. So zog er mich zur Planung und Vorbereitung der von ihm dann gegründeten Reihe »Bibliothek des Buchwesens« in Verbindung mit den Verlagen Hauswedell und Hiersemann heran. Der erste Band wurde Widmanns »Der gegenwärtige Stand der Gutenbergforschung «, von Band 2 bis 4 Gerhardts »Geschichte der Druckverfahren «. Gemeinsam wurden auch Planung und Vorbereitung einer Lehrdruckerei erarbeitet, zeitweise sogar erkämpft – 1982 konnte sie endlich eröffnet werden. (5)

Die Gründung
Im Jahre 1983 erschien mein Aufsatz »Der gegenwärtige Stand der druckgeschichtlichen Forschung in Europa« (6) Von dieser Bestandsaufnahme ausgehend, versammelten sich vom 2. bis 4. Dezember desselben Jahres eine Gruppe von Buch- und Druckhistorikern aus neun Ländern und gründete den Internationalen Arbeitskreis Druckgeschichte in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Seither treffen sich die Mitglieder des heutigen Internationalen Arbeitskreises Druck- und Mediengeschichte e.V.
regelmäßig zu den Jahrestagungen. Seit 1986 erscheint – mit kleinen Unterbrechungen – das »Journal für Druckgeschichte« als eigenständige Publikation, ab 1995 viermal jährlich als Beihefter in der Fachzeitschrift »Deutscher Drucker«. Im Jahre 2001 wird der erste Band »Beiträge zur Druckgeschichte« herausgegeben, der die für den Druck überarbeiteten Vorträge und Forschungsberichte der jeweiligen Jahrestagungen enthält. Mittlerweile wurde die Reihe eingestellt, da die Beiträge kostengünstiger und zeitgemäßer auf der Website unter www.arbeitskreis-druckgeschichte.de abgerufen werden können. Für die weitere Zukunft unseres Arbeitskreises wünsche ich uns allen viel Erfolg und rufe Ihnen zu: Gott grüß’ die Kunst!

Post Scriptum
1983 stellte ich, wie gesagt, den damaligen Stand der druckgeschichtlichen Forschung in Europa fest. Seither erschien lediglich ein kurzer Überblick zu den druckhistorischen Ansätzen im deutschsprachigen Raum.7 Mein Wunsch nach 25 Jahren: Wer – von Ihnen – teilt uns den heutigen Stand mit? Und wann?


Anmerkungen:
(1) Claus W. Gerhardt: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Druckgeschichte? In: Buchwesen-Druckgeschichte. Kleine Schriften 3 von Claus W. Gerhardt zum 80. Geburtstag von den Familien Oliver/Tom/Heiner Gerhardt. Hrsg. von Roger Münch und Silvia Werfel. (Beiträge zur Druckgeschichte Bd 4). Saarbrücken 2006. S. 25–36
(2) Hans Widmann, 1908–1975. Kleiner Druck der Gutenberg-Gesellschaft Nr. 103.
(3) Claus W. Gerhardt: Die Anfänge des Prägedrucks. Ein Beitrag zur Geschichte der Druckmaschinen und Druckverfahren. Diss. Mainz 1969.
(4) Vgl. Claus W. Gerhardt: Beiträge zur Technikgeschichte des Buchwesens. Kleine Schriften 1969–1976. (Kleiner Druck der Gutenberg-Gesellschaft Nr. 101). Frankfurt/Main 1976, S. 1–9
(5) Die Lehrdruckerei des Instituts für Buchwesen, Kleiner Druck Nr. 2 (1983), S. 16.
(6) Zuerst erschienen in: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 8 (1983). Hrsg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. S. 109–122. Sowie in: Drucken in Geschichte und Gegenwart. Kleine Schriften von Claus W. Gerhardt zu dessen 60. Geburtstag hrsg. und eingeleitet von Helmut Rech. Frankfurt 1986, S. 79–92.
(7) Vgl. Roger Münch: Druckgeschichtsforschung zwischen Theorie und Praxis. In: Im Zentrum: das Buch. 50 Jahre Buchwissenschaft in Mainz. Hrsg. von Stephan Füssel. (Kleiner Druck der Gutenberg-Gesellschaft Nr. 112). Mainz 1997. S. 12–21.


Die Jahrestagung: Wertdruck seit den Anfängen – technische Probleme und elektronische Perspektiven

Den Anfang bei der Jahrestagung am 15. November 2008 machte Dr. Volker Benad-Wagenhoff vom Landesmuseum für Technik und Arbeit, Mannheim, zum Thema „Werthaltigkeit und Wertsicherung: Münzprägung im Mittelalter und in der frühen Neuzeit“.

Als Einstieg zu seinem Vortrag wählte Dr. Benad-Wagenhoff die Gegenüberstellung der Ähnlichkeiten von Prägen und Drucken. Wie das Drucken um 1450/1500, so war auch das Münzprägen um 1486/1600 noch reine Handarbeit. Wegen des Massenbedarfs kamen sowohl beim Drucken ab 1810 (Schnellpressen), als auch beim Münzprägen ab 1790 (Kupfergeld) Automatisierungen auf. Als Maschinen kamen beim Prägen wie beim Drucken Schraubenpressen, Walzwerke und Kniehebelpressen zum Einsatz. Es galt ein Bild auf Metall zu prägen, das dadurch zu einem Wertzeichen wurde – nicht Wertdruck, denn der Wert wird dabei nicht erzeugt, sondern nur gekennzeichnet.

Wie entsteht eine Münze? Bei der Hammerprägung (1517) unterscheiden wir sechs Fertigungsstufen: Legierung, Strecken, Stückelung, Justierung, Vorformung und Prüfung. Auf die Hammerprägung folgte das Schlagwerk, so zu sagen die erste Münzmaschine, die die Unfallgefahr verringerte, das Fallwerk mit höherer Umformenergie und schließlich das Prägewerk (1550) als erstes maschinentechnisches Verfahren in Zürich, Augsburg, Innsbruck und Segovia. Letzteres erfuhr nur eine schleppende Verbreitung. Es folgte das Stoßwerk mit dem Balancier ca. um 1534 in Italien und ca. 1550 in Augsburg. Auch dieses erfuhr nur eine verzögerte Annahm, obwohl die Umformenergie hier dosierbar war. Das Taschenwerk, eine Abart des Walzwerkes, kam noch vor 1600 in Nürnberg und Augsburg auf und fand schnelle Verbreitung besonders bei Heckenmünzen (Falschmünzer). Ihr Charakteristikum war die geringe Umformenergie und die wenig anspruchsvolle Bedienung – damit war sie die Prägemaschine für den Kleinbetrieb. Die Kniehebelpresse von Uhlhorn aus 1824 war das Vorbild für die Dingler Druckpresse um 1837, die auch von mehreren weiteren Druckpressenherstellern in Berlin (Aichele & Bachmann), in Leipzig (Koch & Co.) und Frankenthal (Albert & Hamm) nachgeahmt wurde.

Welchen Gefahren drohten den Münzen? Als erstes ist die Willkür des Münzherrn zu nennen, wenn er schlechtes Geld für einen günstigen Kurs ausgibt oder das Geld der Nachbarschaft nachahmt. Bei den Fälschungen ist es das Beschneiden der Münzen und das Auswippen. Gegen das Beschneiden hilft die exakte Rundform, gegen das Auswippen wurden enge Gewichtstoleranzen eingehalten. Dezentrale Kontrollstrategien gingen in die verschieden Stände ein, wobei die Prüfmethoden bei Wardein und Goldschmieden mit Muffelofen und Kapelle (kleines Schiffchen aus Keramik) das höchste Maß ereichten. Als zentrale Sicherungsstrategie diente vor allem die Verbesserung der Münzgestalt. Die Uneinheitlichkeit, der Versatz von Vorder- und Rückseite und die Bildabweichungen mussten vermieden werden. Besonders der Randprägung gegen das Aufquellen und der Abweichung von der Rundform, was erst den Beschnitt ermöglichte, musste begegnet werden. Rändeln und Ringprägung waren die Mittel, um dies zu erreichen.

Zum Schluss stellte Dr. Benad-Wagenhoff einen Ausbeutertaler aus Stolberg von 1722 mit ausquellendem Rand einer Schweizer 5 Frankenmünze des Jahres 2000 mit erhabener Prägung gegenüber, die auf einem Balancier von Droz mit automatischer Zuführung erzeugt wurde und den Fortschritt klar erkennen lässt.


Dr. Andreas Hahn vom Archiv für Philatelie in Bonn sprach zum Thema „Sicherheitsaspekte beim Druck der ersten Briefmarken“. Das Briefmarken-Archiv in Bonn gehört zur Museumsstiftung Post und Telekommunikation mit Sitz in Berlin, wo im letzten Jahr die IADM-Jahrestagung stattfand. Die Bonner Sammlung geht auf die königlich-preußische Post von 1860 zurück und ist die zweitgrößte Briefmarkensammlung der Welt. Während des Zweiten Weltkrieges war sie in einem Kalibergwerk in Thüringen ausgelagert. Die Amerikaner brachten sie nach dem Zusammenbruch nach Darmstadt und Frankfurt-Main und 1950 kam die Sammlung nach Bonn, wo sie heute in einem Tresor aufbewahrt wird.

Dr. Hahn ging danach auf die Entstehungsgeschichte der Briefmarken ein, die mit der Postreform von Sir Rowland Hill (1795-1879) begann und schließlich in die Schaffung der ersten Briefmarke der Welt, die „Black Penny“, am 6. Mai 1840 einmündete. Der Gestaltung dieser ersten Briefmarke gingen über 2000 Vorschläge voraus, von denen 49 in die engere Wahl kamen. Da gab es die Entwürfe von James Chalmers (1838), die von Pewtress, Low & Co. (1839), die von Robert W. Scview (1839) und die von Myers, Sparrow & Co. (1839) – alle mit mehreren Entwürfen. L. Schönberg versuchte es mit einer gezeichneten Münze (Britannia-Kopf) in einer optischen Plastizität, George Bissager versuchte es mit einem äußerst verschnörkelten Zweifarbendruck und William Oldham mit einem Irisdruck (ineinander laufende Farben). Charles F. Whiting legte ebenfalls einen Mehrfarbendruck vor, der mit einem Prägedruck (Congreve-Verfahren) wie bei Banknoten kombiniert war.

Am Schluss erhielten Percins, Bacon & Petch den Auftrag, die endgültigen Briefmarken zu erstellen. Sie hatten durch einen extremen Miniaturdruck (10 Gebote auf einer Briefmarke) auf sich aufmerksam gemacht. Sie schlugen ein weißes Negativbild der Queen Victoria auf schwarzem Grund vor, da man herausgefunden hatte, dass Manipulationen an diesem Seitenportrait schneller für jedermann sichtbar werden, als jede noch so ausgeklügelte technische Raffinesse. In die 4 Ecken wurden noch verschiedene Buchstaben gesetzt. Ein so genannter „Rainbow-Trial“ (ausgeklingte Ecke) überzeugte auch die letzten Skeptiker, dass dieser Entwurf das Höchstmaß an Fälschungssicherheit aufwies. Die „Black Penny“ konnte so in Druck gehen. Für höhere Werte wurde später ein Seidenfaden in das Papier integriert.

Deutschland folgte erst am 1.11.1849 mit dem bayrischen Einser (1 Kreuzer). König Ludwig hat man angeblich sein Bildnis wegen seiner Affaire mit Lola Montez verwehrt. Der Drucker Weiss hat sich jedoch im Muster der Ziffer in der rechten unteren Ecke verewigt. Preußen folgte 1850 mit einem Bildnis von Friedrich Wilhelm IV., nach rechts blickend. Mit den Zähnungsmaschinen kam ein weiterer Schritt zur Fälschungssicherheit in die Briefmarken.


Boris Fuchs hatte im Auftrag des IADM es wie in den vorausgegangenen Jahren übernommen, diesmal nicht eine Übersicht, sondern ein drucktechnisches Detail der Briefmarkenentwicklung herauszustellen, indem er über „Die ersten Briefmarken in Mezzotinto-Gravüre (Tiefdruck) bei F. Bruckmann in München“ sprach. Er musste dabei zuerst klarzustellen, dass es sich bei dem Wort „Mezzotinto“ nicht um die Schabkunst als eine Besonderheit der Kupferstichtechnik handelt, in der besonders Matthäus Merian und seine Nachfahren bewandert waren, sondern um ein reines Werbewort der Firma F. Bruckmann in München zur Herausstellung der hohen Halbtonqualität des neuen Rakeltiefdrucks.

Der Münchner Verleger Friedrich Bruckmann hatte sich schon früh eine Lizenz der Staubkorn-Heliogravüre des in Wien lebenden böhmischen Malers Karel Klic gesichert, nachdem dieser sein neues Tiefdruckverfahren 1879 auf einer Sitzung der Photographischen Gesellschaft in Wien vorgestellt hatte, ohne jedoch die Verfahrensschritte preiszugeben. Er verkaufte sein Wissen nur unter der Maßgabe strengster Geheimhaltung. Analysiert man heute sein Verfahren genauer, so stellt man fest, dass es die Vorzüge des Edeldruckverfahrens Pigmentdruck mit der Talbot’schen Ätzmethode verband.

Durch Indiskretion eines Fachjournalisten wurde das Verfahren am Ende doch bekannt, weshalb Klic 1886 nach England ging und dort mit dem Chemigraphen Samuel Fawsett die Rembrand Intaglio Printing Company Ltd. in Lancaster unter dem Dach der Story Brothers gründete. Statt von geätzten Kupferplatten wurde von geätzten Kupferzylindern gedruckt, was in der Produktivität sehr lukrativ war und was man über 10 Jahre geheim halten konnte, indem man die gedruckten Blätter nachträglich mit einem Prägerand versah, um Plattendruck vorzutäuschen.

Dem Wiener Theodor Reich, der in London gravierte Textiltiefdruck.Zylinder herstellte, gelang es schließlich, hinter das Geheimnis der Rembrandt-Drucke zu kommen. Er ließ bei John Wood in Ramsbotton entsprechende Maschinen bauen, von denen sich Hugo Bruckmann, der Sohn von Friedrich, 1903 eine sichern konnte. Bei Bruckmann wählte man für das neue Rembrandt-Druckverfahren den Markenname „Mezzotinto-Gravüre“.

Damit leistete die F. Bruckmann KG in München eine historische Großtat 1914 bei der Einführung des Tiefdrucks im Briefmarkendrucks. Da der Prinzregent Luitpold am 12. Dezember 1912 gestorben war, mussten neue Briefmarken für den neuen König Ludwig III. gedruckt werden. Nachdem Bruckmann schon Anfang 1912 durch Versuche die Eignung des Verfahrens für den Briefmarkendruck festgestellt hatte, schlug man dem Bayrischen Ministerium für Verkehrsangelegenheiten den Verfahrenswechsel vor. Der Minister Heinrich von Fraunhofer zeigte sich jedoch vorsichtig und wünschte weitere Versuche. Diese erstreckten sich über das ganze Jahr 1913 bis am 30. März 1914 die Marken mit dem Kopf des Königs Ludwig III. bei allen bayrischen Postämtern herauskamen.

In der Folge wurden fast alle Briefmarkendruckmaschinen mit Stahlstich und Tiefdruck kombiniert und Erreichten so eine hohe Fälschungssicherheit bei großer Brillanz. Kommerzielle Briefmarkendrucker wie Harrison & Sons in High Wycombe wurden damit groß. Dieses lieferten im Tiefdruck hergestellte Briefmarken in 106 Länder der Erde.

Der Vortrag von Boris Fuchs als WORD-Datei zum Download [63 KB]


Dr. Felix Berg, Geschäftsführer des Sächsischen Institutes für die Druckindustrie (SID) in Leipzig und Berater für Sicherheitsdrucke bei Drent-Goebel in Darmstadt sprach über „Rollenwertzeichendruck – seine Herkunft und Entwicklung“. Dr. Berg gab zunächst die Verteilung der Wertzeichendrucke nach Rollen- und Bogendruck bekannt. Es sind dies: Banknotendruck (Bogen 95%, Rolle 5%), Briefmarkendruck (Bogen 25%, Rolle 75%), Bankschecks (Bogen 50%, Rolle 50%), Aktien, Obligationen (Bogen 100%, Rolle 0%), Steuerbanderolen (Bogen 20%, Rolle 80%), Sicherheitsdokumente (Bogen 60%, Rolle 40%) und Tickets, Gutscheine etc. (Bogen 30%, Rolle 70%)

Neben den konventionellen Druckverfahren Offsetdruck, Buchdruck, Siebdruck, Tiefdruck und Flexodruck (für Lackierung und Sonderschichten) kommen als Sonderdruckverfahren Stahlstichdruck (engl. Intaglio), Simultandruck (Vorder- und Rückseitendruck gleichzeitig und deckungsgleich), Nummerndruck (mechanisch im Buchdruck – jede Banknote muss eine Identnummer aufweisen, die keine zweite Banknote haben darf), Siebdruck mit zweimaliger Trocknung mittels Heißluft und UV (dabei die Farbe wechselnd) und Prägefoliendruck
(Hologrammstreifen, meistens mit Stahlstichüberdruck zur Erhöhung der Fälschungssicherheit) Bei der Vorstufe sind es zur Erhöhung der Komplexität Galvanik, Ätztechnik. Molletieren, Gravur und spezielle Raster, wobei Letzteres die Öffentlichkeit meistens nicht merkt, d. h. die Sicherheit nur für den Spezialisten gegeben ist. Ebenso verhält es sich bei den Hologrammstreifen – fast niemand erinnert sich genau, was wirklich darauf abgebildet ist, und beliebig bebilderte Hologrammstreifen gibt es in jedem Supermarkt zu kaufen. An Materialien kommen speziell zusammengesetzte Druckfarben, spezielles Papier mit Wasserzeichen und Metallstreifen, immer häufiger auch Polymere und Faserzusätze (zur Erzielung von s. g „feathering“ = federartige Farbverläufe entlang der Fasern im Papier) zum Einsatz. Weitere Sicherheitselemente sind: Intagliodruck: Der Stahlstich prägt mit einem Druck von 1 t/cm in der Druckzone das Papier, sodass es eine spezielle Griffigkeit erhält und ein quasi metallisches Geräusch beim Anfassen abgibt. Die Farbschichtstärke beträgt oft 100-120 µm und wird mitunter mittels Elektronenstrahlen „getrocknet“. Intaglio-4c-Orlof-Druck (auch als Verfahren von Serge Beaume bekannt). Intaglio-Mikroschrift innerhalb der Guillochen (Ornamentmuster) des Stahlstichs. Offset-4c-Orlof-Druck wie im Stahlstichdruck (Intaglio-Orlof, nur eine Platte über Nyloprint-Schablonen eingefärbt). Offset-Durchsichtdruck mit durchscheinenden Ziffern, von denen ein Teil im Schön- und der andere Teil im Widerdruck aufgebracht ist. Siebdruck OVI (optical variable inks) erzeugen nach der Trocknung mit Heißluft und UV-Licht schattierte Verläufe (Spezialität der Farbenfabrik SICPA in der Schweiz). Siebdruck Iriodinfarben vermitteln dem Druck einen schillernden Perlmuteffekt (Spezialität der Firma Merck AG in Darmstadt). Hologrammstreifen mit Intaglio-Überdruck, da der Hologrammstreifen allein nicht sicher genug ist. Buchdruck-Nummerierung meistens noch mechanisch wegen höherer Fälschungssicherheit. Das „magische“ Dreieck wird gebildet aus Maschine - Farbe - Papier. Nur wer diese drei Komponenten beherrscht, kann wirklich Banknoten drucken. Dieses Postulat wurde in der „Gründerzeit“ nach dem Zweiten Weltkrieg von den Pionieren Gualtiero Giori, (Konstruktion in Lausanne) Siegfried Otto (Druck und Papier bei Giesecke & Devrient in München) und Albert Amon (SICPA-Druckfarben in der Schweiz) aufgestellt. Als Maschinenhersteller im Bogendruck gewannen sie die Firma Koenig & Bauer in Würzburg.

Die Vorreiter für den Rollendruck im Wertzeichendruck von Banknoten waren ab 1960 die Länder Schweden, Norwegen, Dänemark, Frankreich, England und Algerien. 1973 wurde die Staatsdruckerei in Washington „gezwungen“, eine Rollendruckmaschine anzuschaffen. Um 1975 entwickelte die Banque de France in Paris die s. g. „SNOW“-Maschine, die nur eine Banknote breit war, deshalb schnell umgerüstet werden konnte, aber in ihrer Produktivität weit zurück lag. Zudem war lange Zeit das Papier für den Rollendruck nicht geeignet. Erst nach 1990 konnten diese Mängel beseitigt werden, sodass man voll in den Rollendruck einsteigen konnte. Heute druckt die Banque de France jährlich 1,25 Mrd. Banknoten von der Rolle. In Algerien sind es 500 Mio. und in Dänemark 80 Mio. Der weltweite Bedarf wird auf ca. 120 Mrd. geschätzt mit steigender Tendenz.

Der Vortrag von Dr. Felix Berg zum Download (Powerpoint) [1.384 KB]




Prof. Dr. Hans Demanowski von der Technischen FH Berlin, davor Technischer Leiter der Bundesdruckerei in Berlin, sprach über „Technische Verfahren der Banknotenhestellung im 20. Jhd.“. Er führte aus, dass die ersten Banknoten in China schon im 14. Jhd. entstanden sind und bereits viele Gemeinsamkeiten mit den heutigen Banknoten aufwiesen. Erst im 17. Jhd. folgten die Europäer, wobei man mehr oder weniger die Münzen nachahmte – ohne festen Nennwert, mehr einer Quittung gleichend. Ab dem 18./19. Jhd. waren die Banknoten grundsätzlich gedruckt, in Kupferstich und Stahlstich, mit festen Nennwerten und mit Unterschrift versehen. Buchdruck wurde nur für die Nummerierung eingesetzt. Für die Sicherheit sorgte das Druckverfahren mit Guillochen, Feinheit des Druckbildes und Prägeeffekten. Trotzdem gab es 1817 in England schon 31 000 gefälschte Banknoten und 313 Fälscher wurden hingerichtet.

In der zweiten Hälfte des 20. Jhd. nahm der Banknotendruck eine rasante Entwicklung. Neben Stichtiefdruck wurden kombinierte Druckverfahren eingesetzt (Simultandruck, Siebdruck mit Folienapplikationen, sichere Nummerierung) und neuartige, verbesserte Materialien kamen zum Einsatz. Gründe dazu waren: Der allgemeine technische Fortschritt, bessere Druckmaschinen, die Elektrifizierung, höherer Bedarf durch steigende Bevölkerungszahlen, gestiegener Handel und Internationalisierung. Damit erhöhte sich auch die Fälschungsgefahr. Ab 1886 kam das Orloff-Verfahren des mehrfarbigen Stichtiefdrucks auf, das von Serge Beaume weiterentwickelt wurde. Bereits 1950 wurden die Giori-Maschinen in Japan (Komori) kopiert. In USA wurde die COPE-Maschine herausgebracht. Ab 1960 trat Goebel in Darmstadt in Zusammenarbeit mit der Bank of England auf und 1980 entwickelten die Schweden zusammen mit Saab ihre eigene Banknotendruckmaschine.

Nach diesem geschichtlichen Abriss zeigte Prof. Demanowski verschiedene historische Muster von Banknoten und wie man allmählich der Fälschungen Herr wurde. Dabei spielte auch die Papierherstellung auf Rundsiebmaschinen eine wichtige Rolle. Dieser Typ von Papiermaschine stellt eine hohe Qualität der Wasserzeichen sicher. Weitere Sicherheitsmerkmale betrafen: Sicherheitsfaden, funktionale Fenster, Cleartext, Melierfasern, Hologramm, Sieb-, Flexo- und Tiefdruck-Effekte und alternative Substrate (Plastik). Als Stand der Technik zeigte Prof. Demanowski eine Super Orloff III - Intaglio-Maschine von Komori mit Vor- und Hauptwischung, mehrfarbigem Stichtiefdruck, wobei die vom Satellitenprinzip gewährleistete Passerhaltigkeit ein wichtiges Sicherheitsmerkmal darstellt. Auch die Sandwich-Anordnung des Übereinanderdrucks sei nicht leicht kopierbar. IR-Transparente sorgen für eine schnelle, wenn auch nicht sehr sichere Prüfung. Als weitere Maschine, die den Stand der Technik repräsentiert, zeigte er eine Koebau-Giori-Super-Simultan 212, die Letterset statt Offset einsetzt- mit extrem hoher Genauigkeit. Die Zugänglichkeit zu den Farbwerken wird dabei mit hydraulischem Auseinanderfahren der Maschinenkomponenten erreicht. Für den Irisdruck sind jeweils zwei Farbkästen eingebaut.

Die Zukunft betreffend sagte Prof. Demanowski die Inkjet-Nummerierung voraus. Auch in der Weiterverarbeitung werde sich viel tun. Der Siebdruck wird rotativ drucken. Die Einzelnotenprüfung wird automatisiert werden. Schutzlackierungen werden die Banknoten vor Verschmutzung schützen. Hologramm-Folien werden vermehrt Einsatz finden.

Den letzten Vortrag bei dieser Tagung hielt Dr. Franziska Jungmann-Stadler von der HVB-Stiftung Geldscheinsammlung in München über „Papiergeld als Sammlungs- und Ausstellungsgut im Museum“. Auch sie bezog sich zunächst auf die Geschichte der Banknoten, stellte aber an den Anfang ihres Vortrags eine tibetanische Banknote aus dem Jahre 1915, als Tibet erstmals in seiner Geschichte eine gewisse Selbständigkeit erreicht hatte.

Wie man aus den Banknoten auch Wirtschaftsgeschichte lernen kann, zeigte sie mit einer Banknote aus dem Jahre 1719, als eine Rieseninflation eingetreten war und die Banknote deshalb ein sehr einfaches Aussehen erhielt. Als älteste deutsche Banknote zeigte sie eine aus der Zeit des Pfälzische Kurfürsten Johann Wilhelm (1690-1716), als dieser in Düsseldorf als „Jan Wellem“ residierte und dort eine Bank gründete (Anm.: er war in zweiter Ehe mit der letzten Medici-Erbin verheiratet). Als seltenste Banknote aus der HVB-Sammlung zeigte sie eine aus Norwegen mit der Nummer 0001. Das Herzstück der Sammlung sind die frühesten bayrischen Banknoten von 1836-1875. Sie stammen von der Bayrischen Hypotheken - und Wechselbank, einer Vorgängerin der HypoVereinsbank (HVB). Sie war zwischen 1835-1875 die bayrische Notenbank und führte das Papiergeld in Bayern ein. Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 musste die Bank das Banknotenprivileg aufgeben.

1964 holte die Bayrische Hypotheken- und Wechselbank die Geldschein-Sammlung Pick in ihr Haus, um damit der Traditionspflege einen äußeren Ausdruck zu verleihen. Albert Pick, geb. 1922 in Köln, ist ein weltweit anerkannter Fachmann auf dem Gebiet des Papiergeldes. Er begann 1930 mit dem Sammeln von Banknoten und Notgeld. Seine Sammlung umfasste damals schon 180 000 Scheine und war zu groß für einen Privatsammler geworden. Heute ist die Sammlung im Besitz der seit November 2003 bestehenden HVB-Stiftung auf 300 000 Scheine angewachsen. Ihr Zweck ist die Förderung und der weitere Ausbau der Sammlung. Die Stiftung soll dieses Kulturdenkmal unterhalten, wissenschaftlich auswerten und der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Letztes geschieht durch Ausstellungen zum Beispiel im Verwaltungsgebäude von Giesecke & Devrient in der Prinzregentenstraße in München, aber auch auf der Schweizer Expo 2002, wo ein Goldbarren als Ausstellungs-Pavillon unter dem Motto „Bilderwelt der Banknoten“ dazu geschaffen wurde. In diesem Jahr hat Frau Dr. Jungmann-Stadler eine Ausstellung unter dem Motto „Geld und Wert“ für das 850-jährige Stadtjubiläum eingerichtet. Es werden dabei frühe Banknoten der Bayrischen Hypotheken- und Wechselbank Aktien gegenübergestellt und auf die Brückenbauer-Funktion hingewiesen, so wie die Isarbrücke vor 850 Jahren den Grund für die Gründung Münchens abgab.

Mit diesem Gleichnis, dass auch der IADM eine Brücke zwischen Theorie und Praxis schlagen möchte, wie er eingangs schon erwähnt hatte, beendete der Vorsitzende, Dr. Harry Neß, diese IADM-Jahrestagung, die wieder ein voller Erfolg wurde. Sein besonderer Dank im Namen des IADM galt neben den Referenten Frau Dr. Susanne Richter für die Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten und der Bewirtung während der Pausen.

Auch schloss sich ein Museumsrundgang an, den Frau Dr. Richter selbst führte. Die Teilnehmer konnten sich dabei überzeugen, dass sich seit der letzten IADM-Tagung in Leipzig im Jahre 2002 viel an der Gebäuderestaurierung und in der Ausstattung mit Exponaten getan hat. Das betrifft besonders die Einrichtung der Offizin von Rudolf Rieß, dem letzten noch tätigen Xylographen aus Nürnberg, der seine Einrichtungen zur Verfügung gestellt hat mit Gravierplatz, Lampe und Schusterkugel, sowie einem Schraffierapparat mit Teilgerät. Ebenso wurde gegenüber die Handbuchbinderei von Edith Holm 1:1 wieder aufgebaut. Dass man sich daneben auch der Moderne nicht verschließt, beweist die Sonderausstellung von Werken von James Rizzi, in der passend zum Tagungsthema seine Briefmarkenentwürfe und eine 10 Euro-Banknote zu sehen war, die ihren Wert nie verliert, denn er hat sie auf einer Seite mit einem Gemälde versehen ohne die Sicherheitsmerkmale zu verletzen. Schön dumm, wer dieses wertvolle Stück für einen „sauberen“ 10 Euroschein eintauscht.

Der Vortrag von Dr. Franziska Jungmann-Stadler zum,Download (Powerpoint) [4.330 KB]



Fotos: Sascha Boßlet
Texte: Boris Fuchs