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Tagung 2014

Musik zum Anschauen und Anfassen

Verantwortlich:
Abteilung Musikwissenschaft im Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Haus der Stadtgeschichte
Internationaler Arbeitskreis für Druck- und Mediengeschichte

Tag:
Freitag, 23. Januar 2015

Ort:
Haus der Stadtgeschichte
Herrnstraße 61
63065 Offenbach

Die moderne Wahrnehmung von Musik als einem akustischen Phänomen ist in aller Regel nicht mit materiellen Vorstellungen – sieht man einmal ab von Instrumenten, Interpreten und Räumlichkeiten – verbunden. Dem gegenüber zählt es zu den bemerkenswertesten kulturellen Leistungen des Abendlandes, ein System der schriftlichen Fixierung musikalischer Werke ersonnen und beständig fortentwickelt zu haben. Noten, zunächst geschrieben auf Pergament und Papier, in Folge von Gutenbergs Erfindung mit Hilfe von Typen gedruckt, im weiteren Verlauf im Kupferstichverfahren und seit der Zeit um 1800 vermehrt auch auf dem Wege der von Aloys Senefelder erfundenen Lithographie vervielfältigt, sind die Grundlage der oft zu wenig beachteten kultur- und musikgeschichtlichen Überlieferung.

Vor allem das Nebeneinander von Handschrift sowie dem Hoch-, Tief- und Flachdruckverfahren seit der Zeit Beethovens kennzeichnet bis in die Gegenwart eine Vielfalt der materiellen Wahrnehmung von Musik. Dies zeigt sich ganz besonders in den grafischen Techniken der Werbung und in der ambitionierten Gestaltung vieler Titelblätter, die die Musizierstuben der Liebhaber ebenso zierten wie ein erlesenes Mobiliar und andere Einrichtungsgegenstände es taten. Die in einzelnen Drucktechniken und handschriftlich arbeitenden Handwerker bedarf insofern neben den Künstlern bzw. Komponisten nicht nur einer beiläufigen Beachtung. Mit ihrem Wissen und Können verbanden sich ästhetische Vorstellungen und Grundüberzeugungen, zudem weit über das rein Handwerkliche hinausgehende Intentionen, die für die Verbreitung eines Kulturguts grundlegend und deren Folgen bis heute erkennbar sind, die es lohnen, verstärkt ins Licht der Aufmerksamkeit gerückt zu werden.

Auf diesem skizzierten Hintergrund soll die auch für eine breitere Öffentlichkeit gedachte und mit dem Haus der Stadtgeschichte konzipierte Fachtagung zum Thema »Musik zum Anschauen und Anfassen« Aspekte der Musikalienherstellung darstellen und diskutieren. Eingebettet sind die technischen, logistischen, wirtschaftlichen und musikgeschichtlichen Fragestellungen der Tagung in die voraus gehende Ausstellung „Musik druckfrisch aus Offenbach: 240 Jahre Musikverlag Johann André“ und die darauf folgende Kabinettausstellung repräsentativer Handschriften und Drucke des 18. und 19. Jahrhunderts in Zusammenarbeit mit dem „Archiv Axel Beer“ im Haus der Stadtgeschichte, die beide mit ihren teilweise bisher noch nie gezeigten Einzelstücken einen visuellen und originären Eindruck von der Materialität von Musik vermitteln. Mit den Ausstellungselementen und geplanten Vorträgen soll ein Bild entstehen, mit dem alle Sinne zur Erfassung von Musik angesprochen werden, damit Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwas von der Art der Wahrnehmung von Musik zurück gewinnen, die in früheren Epochen der Geschichte noch ein selbstverständlicher Teil bürgerlicher Kultur war.



Programm:

Beginn: 10.00 Uhr

Oberbürgermeister Horst Schneider: Begrüßung

Dr. Jürgen Eichenauer: Einführung in die stadt- und regionalgeschichtliche Situation Offenbachs als Druck- und Medienstadt
Dr. Ralph Philipp Ziegler: Was macht Noten zu Kultur? Und was hat Johann Anton André damit zu tun?

11.30 - 11.45 Uhr Kaffeepause

Prof. Dr. Axel Beer: Herstellung und Vertrieb von Musikalien im 18. und 19. Jahrhundert
Dr. Harry Neß: Sozialgeschichtliche Spurensuche des Lebens der Drucker in den Offizin des Johann Andrés

13.00 -14.00 Uhr Mittagspause

Dr. habil. Christoph Reske: Der Buchdruck - Typen und Noten drucken mit dem Hochdruckverfahren
Hanns-Peter Schöbel: Ein technikgeschichtlicher Überblick des Notendrucks: von der Gravur des Tiefdrucks zur Lithographie des Flachdrucks

15.30 -15.45 Uhr Kaffeepause

Birgit Grün M.A.: Das Titelblatt als Schaufenster: Gestaltung der Notendrucke bei J. André im Wandel der Zeit
Dr. Stefan Soltek: Die gute Note des Jazz – Plakate von Günther Kieser und sein zentraler Beitrag zur visualisierten Musikgeschichte

17.30 Uhr
Präsentation thematisch orientierter Exponate


Infos:
Vorsitzender:
Dr. Harry Neß
Frankfurter Straße 69, 63067 Offenbach
Telefon +49(0)69-17509400
E-Mail: harry-ness@web.de